Das Pestkreuz
Quelle: Das Weinviertel in seinen Sagen,
Thomas Hofmann, Weitra 2000, S. 47
Als wieder einmal der „Schwarze Tod“ das Land heimsuchte, wurden überall Vorkehrungen getroffen. Besonders wichtig war es damals, die Toten rasch zu begraben. Daher legte man eigene Pestfriedhöfe an, oft waren es nur Pestgruben; im Grunde genommen nichts anderes als Massengräber.
Auch die Bewohner von Missingdorf beschlossen, für den Fall, dass ihr Dorf von der Pest heimgesucht werde, schon im voraus einen Pestfriedhof anzulegen. Als sie damit anfingen, jammerten sie sehr, weil sie doch im Grunde ihr eigenes Grab schaufeln mussten.
Da kam ein Fremder, ein zugewanderter Elsässer, des Weges und gab den verzweifelten Missingdorfern den Rat, doch lieber ins Gasthaus zu gehen und ein oder mehrere Gläser Wein zu trinken. Denn, wenn sie sterben würden, wäre wohl schon jemand anderer da, der sie begraben würde, meinte er und verschwand wieder.
Die Missingdorfer zögerten nicht lange und gingen ins Wirtshaus. Aus dem Pestfriedhof wurde nichts, stattdessen steht heute nördlich des Ortes ein dem Pestheiligen Sebastian geweihtes Kreuz.