von Engelbert Heilinger
2. Auflage (Nachdruck)
Szechenyi Nyomda Györ 95.K-159
Österreichische Staatsdruckerei
Hinweis: Diese Chronik endet mit Mai 1933
Missingdorf
Die Gemeinde Missingdorf hatte im Jahr 1900 43 Häuser mit 231 Einwohnern. Vor 50 Jahren gab es in dieser Ortschaft noch Weingärten, die aber bereits aufgelassen sind; dagegen gedeihen gut Zwetschken, Kirschen und Nüsse.
Der Ortsname scheint in den ältesten Quellen als Mizzindorf (1156-1192), dann Mizzingdorf (1207), aber auch Missingendorf (1280, 1350) auf.
Bemerkenswert ist die ehemalige Feste, ein niedriges, viereckiges Wasserschloß mit tiefem Graben. Nach der Abbildung in der Topographie G. M. Vischers vom Jahre 1672 war es klein und hatte drei Türme. Dann erhielt sich nur der massive Turm an der Vorderseite beim Eingange, der jetzt eine schlichte Betkapelle zum Hl. Jakob bildet und ein gotisches Kreuzgewölbe aus dem 14. Jahrhundert besitzt; der vordere Altarraum scheint im 18. Jhd. gebaut worden zu sein. Das Stockwerk zeigt gotische Fenstereinfassungen, birgt eine Gebetglocke und trägt ein Pyramidendach. Das einstige Schloß ist heute nur ein Maierhof.
So klein diese Feste auch war, um so angesehener waren ihre Besitzer, die sich Jahrhunderte hindurch Missingdorfer nannten und den Ortsnamen auch geschichtlich sehr bekannt machten. Die ersten Mitglieder dieses später bedeutsamen Geschlechtes der Missingdorfer werden ausdrücklich „milites“ (= ritterliche Dienstmannen) der Grafen von Plain genannt (Top. v. N.Ö. VI. Bd., S. 595).
Der erste dieses Geschlechtes war Heinrich von Mizzindorf, der 1156 und 1192 in einer Urkunde steht.
Außer Heinrich kennt man einen Chunrat (1284), im 14. Jhd. einen Seybot, Stephan, Michael und Wolfgang von Missingdorf.
Dieses uralte Geschlecht der Herren von und zu Missingdorf erhielt sich bis ins 16. Jahrhundert. Durch Heirat ging Missingdorf im 16. Jhd. an die Freiherren und Grafen von Volkyra über.
Aus dem 17. Jahrhundert hat man über Missingdorf nur wenige Nachrichten.
1602 wird Dr. Johann von Greifenberg, Herr auf Missingdorf genannt; 1615 kauft die Herrschaften Kattau und Missingdorf Karl Freiherr von Gilleis auf Sonnberg. Josef Franz von Gilleis (geb. 1780, gest. 1827), der auch Kattau und Therasburg besaß, war der letze Besitzer dieses Stammes in Missingdorf.
1827 bis 1832 wurden die Herrschaften Kattau, Missingdorf und Therasburg wegen großer Verschuldung durch die Landrechte administriert. Ab 1832 wurde Kattau und Missingdorf dem Ritter Josef von Hempel verkauft, 1839 an Josef Ritter von Neuhaus, wohnhaft in Kattau, während das Schloss Missingdorf zu einem Meierhof herabsank.
Am 1. Jänner 1928 erbte diesen Wirtschaftshof Richard Freiherr v. Seymüller.
Diesen Meierhof in Missingdorf, der heute 600 Joch Wald und 100 Joch Gründe umfasst und zu dem auch die Kirche in Kattau gehört, übernahm am 1. Februar 1932 käuflich Major Eduard Baar v. Baarenfels und dessen Schwägerin Johanna Freiin v. Risenfels.
1805 und 1809 streiften Missingdorf und Rafing die Franzosen, 1866 die Preussen.
Zu erwähnen wäre im Gemeindegebiet Missingdorf – seinerzeit als Markierungspunkt – eine uralte Fichte „Hammerfichte“ mit einem Stammdurchmesser in Brusthöhe von 2,30 Metern.
1808 wurde Missingdorf nach Kattau eingeschult. 1875 bekam es eine einklassige Volksschule. Als Lehrer, resp. Leiter der Schule werden genannt:
Kovalewsky Friedrich bis 1878,
Witting Ferdinand bis 1906,
Wollaneck Eduard 1906,
Fleischhacker Josef 1906 bis 1923,
Haucke Josef 1923,
Neuwirth Karl 1923 bis 1926,
Karch Leopold 1927,
Wanko Hermann ab 1927.